23.05.2022
A DIARY ENTRY ABOUT MENTAL HEALTH
Du kannst das nicht. Du bist zu schlecht. Aus dir wird nie etwas werden. Du bist nicht genug.
Sätze können verletzen. Sei es, man bekommt sie von seinen Eltern, Lehrern oder Bekannten gesagt. Sie tun weh und hinterlassen in uns immer eine kleine Wunde. Egal wie stark man sich gegen das, was gesagt wird sträubt, es trifft unser Inneres. Das, was folgt ist die Verdrängung.
Rebellion.
Und dann passiert das, was andere gesagt haben und gegen das man immer gekämpft hat.
Ich kann das nicht. Ich bin zu schlecht. Aus mir wird nie etwas werden. Ich bin nicht genug.
Die Worte, die man einst hörte werden zu Gefühlen. Zu Wut. Angst. Empörung. Erschöpfung.
Wann ist dieser Punkt erreicht, an dem die Worte einen nicht mehr loslassen und egal wie sehr man kämpft, sie ziehen einen immer weiter in die Tiefe.
In das unendliche Nichts aus Schwärze.
Stille.
Tränen rollen einem über die Wangen und man scheint nicht einmal zu wissen warum.
Man ist leer, warum weint man dann?
Gefühle. Man muss etwas fühlen, sucht nach Hilfe und greift nach…
Glücklich sein ist das Ziel des Lebens, sagten sie. Ich bin glücklich. Aber nur mit dieser Dose voll mit Pillen. Sie machen mich glücklich. Habe ich mein Ziel erreicht?
Wohl kaum wenn ich nach jedem Hoch ein unendliches Tief zu fürchten habe.
& ITS BEGINNING
Mir ging es so, eine Zeit bevor ich diesen Text verfasse. Die Betonung liegt hier auf ging. Jetzt ist es nicht mehr so.
Ich habe gelernt. Keine Geometrie oder Anatomie. Keine Zellteilung oder Gedichtinterpretation. Ich habe gelernt mit mir zu leben.
Mit einem selbst leben bedeutet nicht, sich selbst zu zerstören. Es bedeutet nicht, immer zurückstecken zu müssen und zu denken, dass es für den anderen besser so ist. Es bedeutet nicht, anderen den Vorrang zu lassen, wenn man selbst als erstes losrennen will. Und es bedeutet auch nicht, für immer in diesem dunklen Tief gefangen zu sein. Hilflos zu sein.
Mit einem selbst zu leben bedeutet dich selbst, für dich, an erster Stelle zu sehen. Das klingt egoistisch. Ist es bestimmt auch zu einem gewissen Teil aber ein gesunder Egoismus ist besser als eine kranke Psyche.
Ich habe angefangen, alles, was mir schadet aus meinem Leben zu werfen. Wir räumen unsere Kleiderschränke aus und werfen alles weg, was wir nicht mehr tragen, uns nicht mehr gefällt oder einfach ein Fehlkauf war. Genau das sollte man auch mit seinem Umfeld machen. Klar das ist nicht immer so einfach, gerade weil man seine Wohnung nicht mal von heute auf morgen auf vinted verkaufen kann, um mit dem Geld loszuziehen um sich eine andere, schönere Wohnung zu holen. Doch wenn man klein anfängt, nimmt es einem meist dann schon eine enorme Last von den Schultern.
1.
Nehmen wir das Beispiel „Freunde“. Freunde, die dich nicht unterstützen sind keine Freunde. Freunde sollten für dich da sein, dir das zurückgeben können, was du selbst gibst und nicht immer nur nach ihren eigenen Anliegen schauen. Wenn diese drei Punkte, die wirklich ein Minimum einer Freundschaft ausmachen, nicht vorhanden sind, dann schmeiß genau diese Personen schnellstmöglich aus deinem Leben. Du solltest keinen Funken deiner Energie mehr in falsche Menschen verschwenden.
Wenn das erledigt ist, wirst du sehen, kommen ganz schnell neue Freunde, in denen du vielleicht auch das findest, was du suchst.
2.
Als nächstes würde ich im Bereich Besitz ausmisten. Gibt es etwas, das ein oder eine Ex bei dir noch liegen hat? Schmeiß es weg. Gibt es etwas, das nur den Staub im Schrank verziert? Schmeiß es weg.
Gibt es etwas, dass dich an unschöne Momente in deinem Leben erinnern? Dann nimm im schlimmsten Fall auch das Fotoalbum, das deine unschöne Kindheit dokumentiert und schmeiß es weg. Kein Gegenstand in deinem heiligen Reich, in deiner „Comfortzone“ sollte dich an negative Dinge erinnern. Oder behalten ehemalige Junkies noch ihr Besteck und rahmen es ein? Nein? Das ist der Punkt.
Man kann nicht gesund werden, wenn es Dinge gibt, die das verhindern.
3.
Wenn du fertig bist mit dem ganzen Aussortieren gönn dir Pausen. Pausen sind das A und O im Prozess zu einer guten mentalen Verfassung. Daimler baute das Automobil auch nicht in einer Woche, dann kannst du deinen Kopf auch nicht von heute auf morgen umstrukturieren.
4.
Schau nach deinem Gefühl, wenn du Ballast abwirfst und würdige Gefühle wie Erleichterung, Trauer, Wut oder Glück.
Viele Menschen verlieren im Laufe ihres Lebens den Bezug zu ihren Gefühlen und müssen erst wieder lernen in sich reinzuhören und zu schauen, wie es einem eigentlich geht. Es gibt unendlich viele Facetten der Gefühle zwischen gut und schlecht und müde gehört zum Beispiel auch dazu.
5.
Sei stolz auf dich. Würdige was du geschafft hast. Spreche dir selbst zu und geb dir auch mal ‘nen Schulterklopfer. Hört sich zwar echt blöd an, fühlt sich am Anfang auch echt blöd an aber ein eigener Schulterklopfer kann wunder wirken.
6.
Spreche dir selbst positiv zu. In Form von sogenannten „6-Minuten Tagebüchern“, kann man täglich morgens oder abends eine positive Selbstbekräftigung verfassen. Das ist dann genau das, was man einer guten Freundin sagen würde, wenn es ihr richtig schlecht geht. Das Gute daran ist, dass es dir selbst nicht schlecht gehen muss, damit du dich selbst positiv bekräftigen kannst. Außerdem heilen dadurch auch alte Wunden. Anstatt dir im Unterbewusstsein einzureden, dass du etwas nicht kannst, sagst du dir stattdessen, dass du dein bestes gibst und es schaffen kannst, wenn du es versuchst. Bei mir wirkte das wahre Wunder, was meinen inneren Mut anging.
7.
Akzeptiere dich selbst. Selbstakzeptanz ist unglaublich wichtig und damit meine ich nicht, dass du jeden Zentimeter deines Körpers lieben musst um eine gute Selbstakzeptanz zu entwickeln. Aber werde dir darüber bewusst, dass du gut bist, wie du bist und dich für niemanden verstellen musst. Denn seien wir ehrlich. Sich zu verstellen ist echt anstrengend und wenn wir gut sind, wie wir sind, können wir das auch der Welt zeigen.
Jeder hat seine Stärken und seine Schwächen. Beim Thema Selbstakzeptanz schwingt auch eine Brise Selbsteinschätzung mit. Meine Stärken sind super, daran kann niemand rütteln. Aber jeder Mensch hat eben auch Schwächen, und es geht darum, sich wegen seinen eigenen nicht den Kopf zu zerbrechen. Steve Jobs zum Beispiel, war unheimlich kleinlich, aber dass er über zwei Wochen mit seiner Familie über eine neue Waschmaschine diskutierte und die Maschinen in der Fertigungshallen in den Farben des Logos lackieren lassen wollte, hinderte ihn nicht daran, Apple groß zu machen.
8.
Akzeptiere dass du nicht perfekt bist und niemand Perfektion von dir erwartet. Fehler sind menschlich und machen dich auch zum Teil aus. Außerdem fördert das „Fehler machen“ deine Improvisation und steigert deine Kreativität. Fehler machen dich interessant also beruhe dich auf einen niedrigen Puls, wenn du mal über die Linie hinaus malst.
Perfektion ist auch einer meiner größten Kritiker, aber wie sagt man so schön: Man lernt nie aus und auch ich lerne jeden Tag ein bisschen mehr mit meinen „Fehlern“ umzugehen.
Heute kann ich sagen, dass das Jahr, das ich gebraucht habe um mein Leben auszumisten, einer meiner schönsten und selbstbestimmtesten Jahre war. Ich warne euch und sage: Ja, es wird anstrengend aber es lohnt sich, bald ohne Ballast durch die Welt laufen zu können.
Ich kann das. Ich bin gut. Aus mir wird etwas werden. Ich bin genug.