
Perfektionismus
Man erkennt seine Grenzen nicht mehr und kann sich selbst nicht mehr fühlen, betäubt von dem Gedanken noch besser werden zu müssen, keine Fehler machen zu dürfen.
Hey ich heiße Celine und ich bin Perfektionistin.
Aber was heißt es eigentlich perfektionistisch zu sein?
Laut Wikipedia bedeutet es ein „übertriebenes Streben“ und eine „Fehlervermeidung“ als eine Art persönliches Konstrukt. Doch auch wenn Doktor Google viel weiß möchte ich euch erklären, was es für mich in meiner Arbeitsweise (mit allem inbegriffen dh. Lebensweise, zwischenmenschliche Beziehungen, etc. wäre es deutlich zu viel geworden) bedeutet und warum der ausgelebte Perfektionismus meist mehr Fluch als Segen ist.
Perfektionismus. Das Wort erklärt es eigentlich schon ganz gut. Das Streben nach Perfektion. Aber was ist Perfektion? Meist kann Perfektion nicht wirklich definiert werden, da Perfektion oder eher das Schöne immer im Auge des Betrachters liegt. Und wenn also ich der Betrachter bin fallen mir als Perfektionist meist mehr fehlerhafte Dinge auf, als jemand anderem. Man könnte meinen, dass das doch eine Art Talent wäre und ich eben sehr detailgenau auf Objekte achte. Das ist zwar richtig, jedoch mache ich mir selbst damit keine Freude, wenn ich meine eigenen geschaffenen Dinge begutachte, da ich neben dem objektiven Standpunkt ebenso den subjektiven Standpunkt, nämlich meine eigenen Stärken und schwächen miteinbeziehen kann. Nun ist es aber unumgänglich, gerade als #Macherin meine eigenen geschaffenen Werke zu begutachten und so spiele ich ein kritisches Spiel zwischen meinem Ich als Creator und meinem Ich als Kritiker.
„Ich hätte die Linien gerader setzen können!“
„Mit mehr Details hätte das Motiv noch stimmiger aussehen können.“
„Das hätte ich besser machen können!“
Natürlich sind die Arbeiten von den meisten Perfektionisten, die auch noch künstlerisch begabt sind, für Außenstehende wunderschön anzuschauen, jedoch ist fast niemandem bewusst, was für Auswirkungen der innere Kampf von den nach Perfektion strebenden Menschen haben kann.
Nicht selten gehen auch Selbstzweifel und auch das altbekannte Gefühl nicht gut genug zu sein mit einher. Der Teufelskreis dreht sich weiter und man fordert immer mehr von sich selbst, nur um dem eigenen Kritiker gerecht zu werden. Man erkennt seine Grenzen nicht mehr und kann sich selbst nicht mehr fühlen, man ist wie betäubt von dem Gedanken noch besser werden zu müssen, keine Fehler machen zu dürfen. Denn was geschieht, wenn mir doch ein Fehler passiert?
So kommt ein Burnoutrisiko und ein unnormal hohes Stresslevel, ausgelöst durch sich selbst und seine eigenen Ansprüche.
Ich habe Anfang des Jahres meinen Perfektionismus erkannt und probiere jeden Tag auf ein Neues ihn zu regulieren und dabei auf mich und mein Bauchgefühl zu hören. Wie geht es mir eigentlich gerade? Bin ich genug, so wie ich bin?
Mittlerweile lautet meine Antwort darauf fast immer „Ja!“. Das war aber auch ein sehr anstrengender und von Zweifeln geprägter Weg. Ich habe gelernt, dass nicht meine Leistungen mich ausmachen, sondern dass ich als Charakter gut bin. Wenn Fehler passieren sind sie eben da. Ich lerne mit ihnen umzugehen und mich deswegen nicht verrückt zu machen.
Das Project Bleaching ist mein eigener Teil meines persönlichen Werdegangs mit meinem Perfektionismus auf eine gesunde Art umzugehen und meine Arbeit so wertzuschätzen wie sie ist. Nämlich gut. Denn um ehrlich zu sein, fallen die meisten Fehler sowieso niemandem auf.
Dieser Beitrag dient zum Verständnis wie ICH mit meinem Perfektionismus umgehe und ist keineswegs mit einem wissenschaftlichen Artikel gleichzusetzen.
